Advent, Advent..

ein Lichtlein brennt. Ich bin heil von meiner Reise wiedergekommen und bei Gelegenheit kommt auch sicher ein ausführlicher Bericht. Doch für mich viel wichtiger jetzt gerade ist die Adventszeit. Dank meiner lieben Familie bin ich ja mit Adventskalendern ausgestattet, doch es ist nicht das gleiche. Erster Unterschied: Die Schokolade schmilzt zwischen den Fingern, weil es warm ist. Zweiter Unterschied: Der Duft fehlt. Es riecht nicht nach Orangenscheiben und Tannenzapfen und Kaminfeuer und selbstgemachten Plätzchen, es riecht nach Sommer. Und zu guter Letzt fehlte auch der Adventskranz. Nachdem ich den 1. Adventssonntag mehr ertragen als genossen habe, habe ich mit meiner Gastmama gleich den Abend noch einen Türkranz zum Adventskranz umgebastelt. Er ist zwar aus Plastik, ist aber nicht so bunt und überladen wie viele Deko hier. Auch wenn in meinem Haus erst am 8.Dezember dekoriert wird, dank unserem Adventskranz wird Weihnachten schon greifbar. Sie kennen Advent hier gar nicht als Vorweihnachtszeit, die genossen wird. Morgen backen wir Kekse und auch meine vorübergehenden Probleme mit meiner Schule haben ein Ende gefunden.
Es ist also alles gut hier, so wie es sein soll 🙂

Patagonia Tour

Hallo ihr Lieben,
ich bin in Ushuaia am Ende der Welt (südlichste Stadt der Welt) und in absoluter Hochstimmung, denn meine Reise ist toll, die Leute sind lustig und interessant und die Orte sind verzaubernd (Córdoba-Puerto Madryn-El Calafate-Ushuaia und morgen geht es nach Esquel weiter, danach Bariloche!!!)
Fotos folgen

Mal wieder was Neues

Ja, ich schäme mich in Grund und Boden, weil ich ewig und 3 Tage nichts geschrieben hab – dafür jetzt.

Zunächst einmal eine neue Erkenntnis: Ja, Pakete und Briefe kommen tatsächlich an, auch wenn zwischendurch Zweifel bestanden. Ihr seid also alle herzlich eingeladen, mir Briefe und Postkarten aus aller Welt zu schicken, ich freue mich jedes Mal tierisch. So auch, als mein erster Brief von meiner geliebten Nachbarsfamilie hier ankam: tanzend, singend und grinsend bin ich mit meinem Brief herumgesprungen und jetzt weiß vermutlich die ganze Straße, dass hier im Hause ein seltsames deutsches Mädchen wohnt. Ich würde natürlich auch gerne Briefe schicken, ist hier aber gar nicht so einfach. Also bitte habt Geduld mit mir, irgendwann wird was ankommen. Als dann ein paar Tage später mein erstes Paket kam, saß ich auf heißen Kohlen und am Folgetag hat es meine Gastmama abgeholt, während ich in der Schule war. Gestern habe ich dann ein ordentliches Pumpernickel mit Käse gegessen – nach fast 3 Monaten Schwarz- und Graubrotentzug haben meine Geschmacksnerven Tango getanzt. Apropos Tango: den tanzt hier keiner. Schade eigentlich, aber es gibt ganz viel andere schöne und weniger schöne Tänze. Zum Beispiel Cumbia: ich weiß nicht, was ich davon halten soll, dass blondierte Frauen mit dicken gemachten Brüsten und bescheidenen Fetzen am Leib mit ihrem Hintern wackeln und die Herren der Schöpfung sich daran erfreuen. Die Texte passen perfekt zu genau diesem Bild. Man kann definitiv gut dazu tanzen, aber ich muss seit ich die Texte verstehe, weghören.

Aber zurück zur Post, die hier ankommt. Neulich ist dann noch ein Päckchen hier eingetrudelt und überraschenderweise war es nicht wie das erste zerstört als ob sie es aus dem Flugzeug abgeworfen hätten, sondern hübsch und ganz. Man lernt immer wieder dazu: Post kommt mit etwa 2 Monaten Verzug hier mehr oder weniger zerstört an. Wenn ihr mich also mit einem Brief unterm Tannenbaum überraschen möchtet, dann solltet ihr den schon bald abschicken.

Es wird schwierig, das hier Erlebte in Worte zu fassen. Doch die Worte meiner Lehrerin für so etwas wie Staatsbürgerkunde treffen es ganz gut. Sie sagt, ich verstehe alles und bin más viva. Also sowohl lebhafter, als auch aufgeweckter, cleverer, gerissener, lebendiger und lebenslustiger. Das hört man doch gerne. Tatsächlich verstehe ich wirklich alles, egal ob sie in wachiturro-Slang oder formell reden. Verstehen ist eine super Sache, alle behandeln dich ganz normal, du kannst mit den Omis an der Bushaltestelle ein Pläuschchen halten und bist nicht mehr aufgeschmissen wenn dich die Verkäuferin der Bäckerei gegenüber darüber aufklärt, dass die Brötchen aus sind.

Jetzt mal was ganz anderes: der Lebensrythmus hier ist für mich seltsam. Frühstücken tut hier eigentlich keiner, dann gehe ich in die Schule. Anschließend gibt es Mittagessen, zu dem Dank der obligatorischen Siesta wirklich die ganze Familie zuhause ist. Zeit für einen ausgiebigen Mittagsschlaf (ich kann nicht mehr ohne 😉 ), dann steht man auf, isst merienda, eine Zwischenmahzeit, macht Sport, backt, kocht, trifft sich mit Freunden, … Davon kommt man dann irgendwann wieder, kocht und isst spät Abendbrot (ich habe gestern um 11 gegessen) und geht zu Bett. Die Schule beginnt morgens um 7, da finde ich das dann doch recht heftig.

Komischerweise fühle ich mich manchmal an die Erzählungen über die DDR erinnert. Wenn man es wie ich als ziemliches verwöhntes, deutsches Durchschnittskind gewöhnt ist, dass der Supermarkt alles hat, dann muss man hier schonmal schlucken, wenn hier so etwas wie Kamillentee schwer zu kriegen ist. Jasmin schon fast unmöglich. Mohn muss man horten, weil davon nichts mehr nachkommt. Anis kauft man in Paraguay, wo es fast alles internationales gibt.

Um es mal zusammenzufassen: Mir geht es blendend, auch wenn meine Lobeshymnen auf mein wunderbar entspanntes Leben hier langsam langweilig für euch werden könnten, ich fühle mich pudelwohl, möchte vieles hier nicht missen (zum Beispiel das leckere Essen) und habe Freunde gefunden. Was will man mehr??

 

Hier der Link zu Estudiantina-Feeling:https://www.dropbox.com/sh/o98ulhih46sd3bb/G5XxMjB6gA

Semana del estudiante

Das ist eine der besten Wochen, die ich bis jetzt hier hatte! Wir haben Woche des Schülers, manchmal wird in der Schule gefrühstückt, manchmal werden Spiele gespielt und wir können immer schon um 11:30 nach Hause. Am Dienstag haben wir uns nach dem Motto „Filme“ im Stil der Serie „El Chavo del 8“ verkleidet und unseren Klassenraum dekoriert. Gestern war dann die Wahl der Reyes del Colegio, also der „Schulkönige“ und alle, die von ihrer Klassen gewählt wurden haben sich auf dem „Laufsteg präsentiert. Dass der Laufsteg nur unser Flur war, tut ja nichts zur Sache 😉 . Erst in Uniform, dann in Alltagskleidung und dann in Abendkleidung haben wir uns dem Urteil der Jury gestellt und heraus gekommen ist: Ich bin neue Königin für ein Jahr!!!! Der ganze Vormittag war eigentlich Stress pur, aber es hat unglaublich Spaß gemacht. Dann haben wir noch die Könige der Lehrer gewählt, die Jury jetzt waren aber wir Schüler, denn der lauteste Applaus hat gewonnen.

Heute waren wir dann auf einem Sportgelände, um Volleyball und Fußball zu spielen. Schade, dass niemand daran gedacht hat, einen Volleyball mitzunehmen! Aber so hat sich alles wie immer ein bisschen verzögert und es war ein entspannter Vormittag mit Tereré, Musik und Quatsch machen. Zwischendurch haben wir auch ca. 20 min Volleyball gespielt, wir sind ja nicht ganz faul 😉 .

Für morgen ist das Willkommensfest für uns Austauschschüler geplant (auch das etwas verzögert) und am Samstag machen wir mal wieder Pizza mit der Klasse. Montag habe ich schulfrei. Das scheint ein tolles Wochenende zu werden, ich freue mich jetzt schon darauf!

1236078_10202052293010279_540898369_n In Alltagskleidung

1239928_10202052331491241_388894342_n Mit der Königin des vergangenen Jahres

563077_10202052329891201_1274278365_n

1233503_10202052332331262_12266851_n Wir, König und Königin 😉

556522_10202052335091331_215453319_n Alle, die sich präsentiert haben

IMG_0358 In Uniform

Fast 2 Monate

Mir fällt es inzwischen ziemlich schwer, Neues hier zu schreiben, da die ganzen Verrücktheiten mir häufig gar nicht mehr auffallen. Doch als gestern ein Maulesel auf meinem Schulweg an mir vorbeigaloppiert und mir mal wieder gezeigt hat, dass sie hier doch ganz schön seltsam sind, kommt nun mal wieder ein Beitrag.

Zu allererst eine Widmung an die gefühlt 70jährigen argentinischen Männer, die mir auf der Straße hinterherpfeifen: Nein, kein Mädchen auf diesem Planeten wird euch heiraten, weil ihr ihr nachgepfiffen habt. Zudem macht ihr Männer hier uns das Leben nicht schöner, wenn ihr baboso seid und jedem weiblichen Wesen schleimend auf die Nerven geht (wobei es natürlich auch viele liebe Ausnahmen gibt 😉 )

Am Mittwoch hatte ich schulfrei, weil Día del maestro, also Tag des Lehrers, ist und alle Schüler und Lehrer frei haben. Zur Feier hatten wir am Dienstag acto, also eine kleine Feier in der Schule. Dazu haben wir morgens alles dekoriert und geschmückt und hatten in der vorherigen Woche das Programm vorbereitet. So habe ich mit meinem Kurs einen Sketch gemacht, in dem wir die Eigenheiten unserer Lehrer aufs Korn genommen haben. Einige von uns haben sich verkleidet, zum Beispiel mit Tüll in der Hose, um den ausladenden Po einer Lehrerin darzustellen, einem Kissen auf dem Bauch für die Figur meines Geschichtslehrers, der über seine Modelmaße zu scherzen pflegt. Die Dekoration war gefühlt mehr als wir im Corvi zur 525-Jahr-Feier hatten, viel Aufwand und es hat sich gelohnt.
Ich habe hier ein ziemliches gutes Verhältnis zu meinen Lehrern, man spricht sie mit Vornamen oder mit profe an und wenn man sie in der Stadt trifft, begrüßt man sich wie immer mit Küsschen. Wenn sie aber zum Beispiel den Raum betreten, steht man je nach Strenge des Lehrers mehr oder weniger schnell auf und begrüßt sich. Mündliche Noten gibt es soweit ich weiß nicht, dafür schreibt man alle Nase lang Hausarbeiten, so genannte trabajos prácticos und die sind manchmal auch Gruppenarbeit. Auch die Klassenarbeiten sind manchmal Partnerarbeit und man wird längst nicht so bewacht.

Und weil ich Mittwoch nun schulfrei hatte, war ich auf einem kleinen Konzert im anfiteatro bevor das begann, gab es so etwas wie eine Generalprobe zu der estudiantina, was ein riesiger Wettbewerb zwischen den Schulen ist, wo alle schon seit Monaten für proben. Und diese Proben finden mit Trommeln in voller Lautstärke, tanzenden Horden von Mädchen und schrill pfeifenden Choreographen statt, man hört es in der ganzen Stadt, eigentlich jeden Tag. Die Generalprobe war fast noch cooler als das Konzert, weil die Stimmung einfach unglaublich genial war. Eine Menschenmenge, nur Jugendliche, ganz viele in den Farben ihrer colegios und Tonnen an Papierschnipseln, die immer wieder hochgeflogen sind, wogende tanzende Argentinier, das alles gab ein tolles Erlebnis. Dann gab es noch die aufwändigen Choreographien, erstaunlich gute Schulband, die alle zum tanzen und jubeln gebracht haben und deshalb an dieser Stelle: schöne Grüße an die Corvischulband, aber ihr könnt da einfach nicht mithalten.

Ich hab mich inzwischen schön häufiger mit den anderen Austauschschülern getroffen und auch die aus einem anderen Rotaryclub kennengelernt. Heute morgen war ich dann mit Sandra aus der Schweiz frühstücken und das Deutsch sprechen ist richtig schwierig geworden, sodass wir zwischendurch immer wieder ins Spanisch reingerutscht sind 😉

P.S.: Das habe ich ganz vergessen zu erzählen: Mir geht es ganz wunderbar!