Mir fällt es inzwischen ziemlich schwer, Neues hier zu schreiben, da die ganzen Verrücktheiten mir häufig gar nicht mehr auffallen. Doch als gestern ein Maulesel auf meinem Schulweg an mir vorbeigaloppiert und mir mal wieder gezeigt hat, dass sie hier doch ganz schön seltsam sind, kommt nun mal wieder ein Beitrag.
Zu allererst eine Widmung an die gefühlt 70jährigen argentinischen Männer, die mir auf der Straße hinterherpfeifen: Nein, kein Mädchen auf diesem Planeten wird euch heiraten, weil ihr ihr nachgepfiffen habt. Zudem macht ihr Männer hier uns das Leben nicht schöner, wenn ihr baboso seid und jedem weiblichen Wesen schleimend auf die Nerven geht (wobei es natürlich auch viele liebe Ausnahmen gibt 😉 )
Am Mittwoch hatte ich schulfrei, weil Día del maestro, also Tag des Lehrers, ist und alle Schüler und Lehrer frei haben. Zur Feier hatten wir am Dienstag acto, also eine kleine Feier in der Schule. Dazu haben wir morgens alles dekoriert und geschmückt und hatten in der vorherigen Woche das Programm vorbereitet. So habe ich mit meinem Kurs einen Sketch gemacht, in dem wir die Eigenheiten unserer Lehrer aufs Korn genommen haben. Einige von uns haben sich verkleidet, zum Beispiel mit Tüll in der Hose, um den ausladenden Po einer Lehrerin darzustellen, einem Kissen auf dem Bauch für die Figur meines Geschichtslehrers, der über seine Modelmaße zu scherzen pflegt. Die Dekoration war gefühlt mehr als wir im Corvi zur 525-Jahr-Feier hatten, viel Aufwand und es hat sich gelohnt.
Ich habe hier ein ziemliches gutes Verhältnis zu meinen Lehrern, man spricht sie mit Vornamen oder mit profe an und wenn man sie in der Stadt trifft, begrüßt man sich wie immer mit Küsschen. Wenn sie aber zum Beispiel den Raum betreten, steht man je nach Strenge des Lehrers mehr oder weniger schnell auf und begrüßt sich. Mündliche Noten gibt es soweit ich weiß nicht, dafür schreibt man alle Nase lang Hausarbeiten, so genannte trabajos prácticos und die sind manchmal auch Gruppenarbeit. Auch die Klassenarbeiten sind manchmal Partnerarbeit und man wird längst nicht so bewacht.
Und weil ich Mittwoch nun schulfrei hatte, war ich auf einem kleinen Konzert im anfiteatro bevor das begann, gab es so etwas wie eine Generalprobe zu der estudiantina, was ein riesiger Wettbewerb zwischen den Schulen ist, wo alle schon seit Monaten für proben. Und diese Proben finden mit Trommeln in voller Lautstärke, tanzenden Horden von Mädchen und schrill pfeifenden Choreographen statt, man hört es in der ganzen Stadt, eigentlich jeden Tag. Die Generalprobe war fast noch cooler als das Konzert, weil die Stimmung einfach unglaublich genial war. Eine Menschenmenge, nur Jugendliche, ganz viele in den Farben ihrer colegios und Tonnen an Papierschnipseln, die immer wieder hochgeflogen sind, wogende tanzende Argentinier, das alles gab ein tolles Erlebnis. Dann gab es noch die aufwändigen Choreographien, erstaunlich gute Schulband, die alle zum tanzen und jubeln gebracht haben und deshalb an dieser Stelle: schöne Grüße an die Corvischulband, aber ihr könnt da einfach nicht mithalten.
Ich hab mich inzwischen schön häufiger mit den anderen Austauschschülern getroffen und auch die aus einem anderen Rotaryclub kennengelernt. Heute morgen war ich dann mit Sandra aus der Schweiz frühstücken und das Deutsch sprechen ist richtig schwierig geworden, sodass wir zwischendurch immer wieder ins Spanisch reingerutscht sind 😉
P.S.: Das habe ich ganz vergessen zu erzählen: Mir geht es ganz wunderbar!